Dienstag, 18. Februar 2014

Miyajima-Hiroshima-Spaßtag Teil1 - Der steile Weg nach Unten / You can (not) rest

Es ist endlich Herbst und wie es sich für echte Japaner gehört, heißt auf zum großen Blätterschauen. Es gehört wohl irgendwie zur japanischen Kultur sich die roten Blätter anzuschauen und zu genießen. Ist ja nicht so, als würde man das nicht schon zu genüge im Frühling tun.

Als Orte wurden dazu die naturverbundene Insel Miyajima und das danebenliegende, in der Historie eher unglückliche Hiroshima ausgewählt. Besser gesagt habe ich auswählen lassen. Fabio (seines Zeichens Student an der RUB und Inhaber der meisten Fotos) hat den Ausflug geplant und ich bin an sich nur hinterher getapselt. Der Plan sah aus, dass wir früh nach Miyajima fahren und der Touristenmenge zu entkommen und danach auf dem Rückweg einen Stopp in Hiroshima machen.

Um 5.00 hieß es loslaufen von Wohnheim aus, damit wir vor 6.00 noch den Zug kriegen konnten. Gesagt getan. Zugfahrt verging wie im Schlaf - vor allem wenn man geschlafen hat.
Angekommen am Bahnhof, musste erstmal noch eine kleine Fahrt mit der Fähre überwunden werden.
Abfahrt!
Ankunft Miyajima


Eine Seefahrt die ist lustig...

Gleich nachdem wir den Steg verlassen haben, gab es für mich eine kleine Überraschung - auf der Insel leben wilde Rehe, die alles andere als Scheu sind und einfach, vollkommen gelangweilt zwischen den Menschen herumlaufen und nach essen "fragen". Für mich, wäre sowas in Deutschland unmöglich, dass Tiere so zwischen den vielen Touristen leben könnten.




Wir entschieden uns, aufgrund des guten Wetters, erstmal entlang des Strandes zu laufen. Erste Sehenswürdigkeit des Tages war das rote Tor vom Itsukushima-Schrei, sowie der Schrein an sich. Das Tor ist dem einen oder anderen mitunter bekannt, gilt es doch als eines "der" Wahrzeichen Japans. Vor allem da es viele solcher Tore gibt, jedoch nur dieses steht inmitten des Wassers.  Der Schrein ist auch als schwimmender Schrein bekannt, da, wenn Ebbe und Flut sich abwechseln, man das Gefühl hat, als sei dies eine Insel im Wasser.



Danach ging es weiter Richtung Seilbahn, da wir vom Gipfel aus, die Nachbarinseln, so wie Miyajiam begutachten wollten. Auf dem Weg zur Seilbahn gab es weitere Rehe, sowie eine kleine Raststation, wo Leute aßen. Interessant für mich - auch wenn es Outdoor war, gab es erhöhte Plätze mit Tatami-Matten, wo man mit ausgezogenen Schuhen gegessen hat. Außerdem gab es noch kleinere, schreinartige Bauwerke zu sehen und, nicht zu vergessen, viele, viele, viele rote Blätter.






An der Seilbahn angekommen, hieß es nach japanischer Tradition: Warten! Eine Stunde Wartezeit musste in Kauf genommen werden. Dies warf Fabios-Zeitplan deutlich zurück, es musste also woanders Zeit weggenommen werden. Leider wurde somit die Mittagspause gestrichen - ein fataler Fehler, wie sich nich herausstellen sollte. Die Aussicht war überragend, auch wenn ich mehr damit beschäftigt war, die Gondel vom abstürzen zu bewahren, mit Hilfe meines bloßen Überlebenswillen. Auf dem Gipfel angekommen, und dankbar für mein Leben, hat die Aussicht vom Gipfel wieder alles wett gemacht. Ein klarer Himmel, strahlend blaues Wasser - der japanische Herbst ist einfach super.










 
Was hoch geht muss auch wieder herunter - Nach nicht vorhandener Rast, ging es gleich weiter, Richtung Wanderweg zurück zum Strand. Der Wanderweg war wie zu erwarten sehr natürlich und rustikal, die Treppen schienen auch noch von damals zu stammen, wenn man die Höhe und die Steilheit in Betracht zieht. Fabio und ich machten uns ein Spaß daraus, wenn der andere stolpert - aber auch das war irgendwann nur noch bedingt aufheiternd. Verwundert hat mich auch das Verhalten der aufsteigenden Leute verwundert. Jede Person die wir begegnet sind, begrüßte uns, was einen unweigerlich dazu genötigt hat, ebenfalls zurück zu grüßen. Ab dem 4., uns voller Stolz auf Englisch begrüßenden, Kind war die Niedlichkeit der Geste auch verschwunden.



Angekommen am Fuß der Seilbahn, mussten wir uns dann auch beeilen, da wir sonst nicht mehr genügend Tageslicht gehabt hätten, für Fotos in Hiroshima. Es war bereits 14.00, Daniel ist schon seit 9 Stunden wach und hatte bisher noch nix gegessen - eine Katastrophe schien also nur noch eine Frage der Zeit. Auf dem Rückweg bemerkten wir dann auch die Menschenmassen - gute Idee also, so früh aufgestanden zu sein. Es wurden noch einige Rehe gestreichelt, Omiyage-Shops nach KitKat-Sorten durchstöbert und machten uns auf dem Weg zur Fähre Richtung Bahnhof



Fun-Fact am Rande: Scientology hat ein großes, weißes Gebäude gebaut, was man perfekt sehen, kann, wenn man direkt durch das Tor durchschaut.  Die haben ihre Griffel auch über all - verdammt seist du Tom Cruise! Erst ruinierst du mir das Technik-Museum (ältere Leser mögen sich daran erinnern) und nun auch noch Japan!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Izakaya-Nächte in Okayama

Natürlich darf auch das soziale Leben in Japan nicht fehlen. Da in Okayama die Auswahl an Ausgeh-Möglichkeiten gering ist, muss man halt zu den üblichen Mitteln zurückgreifen - dem Trinken!

Und wo macht man sowas in standesgemäß in Japan? Genau, in einem Izakaya - einer japanischen Kneipe, mit Snack-Angeboten.

Nach aktuellen Zählungen sind komme ich auf 3 verschiedene Lokale, verteilt auf 5 Abende.

Der erste ist von der Örtlichkeit und von der Atmosphäre der beste, jedoch preislich etwas weiter oben angesiedelt. Zu Fuß braucht man gut 10 Minuten dahin. Jedes Getränk und jeder Snack schlägt mit 300Yen zu buche, was nach aktuellem Stand ca. 2,40Euro sein müssten. Meine übliche Bestellung dort ist das Lemon-Sawa und die frittierten Hähnchenstücke. Es ist zwar sehr laut dort, jedoch steckt das einen förmlich an. Aufgrund der Preise gehen die Leute da jedoch leider eher selten hin.
Eingang vom Toriton

Die Bar

Hähnchenteile und Lemon-Sawa

Die Deutsch-Koreanische Freundschaft wird gepflegt



























































Das zweite Lokal liegt gut 30 Minuten Laufweg entfernt vom Wohnheim. Besonders an diesem ist, dass er dieser sein selbstgebrautes Bier anbietet. Für mich leider somit eher uninteressant, weshalb auch keine Fotos vorhanden sind.

Das letzte lokal ist eine neuere Entdeckung. In diesem kann man für 1000Yen 90 Minuten so viel trinken wie man schafft und für weitere 1000Yen wird einem noch ein reichhaltiges 6-Gänge Menü angeboten, was mehr als sättigt, wenn man nicht so mäkelig ist. Zusammenfassend sind das also ca. 15Euro für 90 Minuten All-you-can-eat-and-drink. Das angebotene Essen erstreckt sich von Anfangs eher leichten Sachen wie Salat und Fisch bis hin zu Pommes und Spaghetti mit Tomatensoße.
Aufgrund des Kampfpreises sieht es leider so aus, als würde dies zum Standardlokal werden. Leider weiß die Inneneinrichtung bei mir nicht so sehr zu überzeugen und auch so ist die Atmosphäre eher dürftig.

Der normale Raum im Vorderbereich

Der VIP-Raum für mehr als 10 Gäste, im hinteren Teil

Der letzte Gang - Nudeln mit Tomatensoße



















So viel zu den bisher besuchten Izakaya hier in Okayama. Ich kann nur so viel sagen, ehe man gar nix unternimmt, kann man sich von 20.00 bis 21.30 trinken gehen und nächsten Morgen munter und heiter zum unterricht watscheln.

Tsuyama - 津山

Ein wenig habe ich mich eingelebt, die nähere Umgebung erkundet - wird also Zeit sich mal ein wenig die Städte um Okayama anzuschauen. Gesagt, getan. Am  besagten Samstag soll ein großes Herbstfest in der Nachbarstadt Tsuyama stattfinden und die Stadt ist Heimat des weltberühmten Reisfeld, welches in Gestalt der "Naruto"-Charaktere geformt ist, weshalb wir uns entschieden haben, unser Glück dort zu versuchen.


Morgens um 9:00 Treffpunkt Okayama Hauptbahnhof: Auch bei Tageslicht könnte man beinahe denken, man sei in einer größeren Stadt angekommen. Auffällig jedoch, bisher ist noch keiner da, sind aber zum Glück noch 30 Minuten bis zur Abfahrt.

Gegen 9:15 kommt noch der Anstifter zu der Reise - wie sich herausstellt sind wir mit 2 Mann komplett.




Das Nahverkehrsbezahlsystem ist in Japan, wie jeder weiß, grundsätzlich verschieden zu dem in Deutschland. Anstelle sich hier ein Fahrticket zu holen, welches eine gewisse Zeit gültig ist, bezahlt man einen bestimmten Betrag wenn man von Haltestelle A nach B will. An sich nicht so schwierig, jedoch muss man auch erstmal die Lesung von seiner Haltestelle kennen, um zu wissen, wie teuer die Reise wird.

Nachdem die Tickets gekauft worden sind, ging es auch schon Richtung Bahnsteig, wo uns der Zug im Naruto-Design schon erwartete. 













Nach 1 Stunde Zugfahrt waren wir am Ziel angekommen - in der Geisterstadt Tsuyama. Am Bahnhof erwarten eine schon leerstehende Geschäfte, und Wohnungen. Erst jetzt wusste ich, wie gut ich es in meinem beschaulichen Okayama habe. Nach dieser Erkenntnis folgte auch schon die zweite: Auch wenn der Flyer und der Zug suggerierten es handle sich bei Tsuyama um besagte Naruto-Stadt, so ist diese doch in Wirklichkeit 3 Stationen weiter entfernt. Natürlich erstmal nicht so schön, jedoch war das Reisfeld eh nur optional gedacht, da keiner so wirklich ein Naruto-Fan ist.

In Bahnhofsnähe habe ich dann noch ein Bekleidungsgeschäft mit meinem Namen gefunden. Scheinbar assoziert man mit dem Namen Daniel einen gewissen europäischen Chic. Wir alle wissen, dass es da bessere Möglichkeiten gibt.



Erste Station bei der Stadterkundung: Das Schloß von Tsuyama!
Das Schloß war jetzt nicht besonders hoch, war jedoch gefühlt am höchsten Punkt der Stadt, umgeben von einem schönen Park. Der Weg zum Schloß war ein wenig beschwerlich, da die Treppen reichlich vorhanden und anstrengend gestaltet waren. Von oben hatte man einen perfekten Ausblich auf die Stadt.




















Das Schloß selbst konnte auch betreten werden. Aus der Nähe betrachtet wirkte es dann aber doch eher wie ein Schlößchen, was der Stimmung kein Abbruch tat. Im Inneren konnte man sich verschiedenen Zimmer anschauen. Vor allem die Wände sollen wohl noch die Originale sein.


















Danach war erstmal eine Essenpause angesagt. Als Lokalität haben wir ein örtlichen Imbiss ausgewählt, der Okonomiyaki, Yakisoba und andere Speisen im Angebot hatte. Ich ging auf Nummer sicher und wählte die Standart Yakisoba. Dann passierte das, was niemand für möglich gehalten hätte - ein tollpatschiger Ausländer möchte es allen beweisen und versagt kläglich.
Mit zu viel Selbstvertrauen hatte ich eine "Ramune" (eine Art Limonade) bestellt. Das besondere ist ja, die Glaskugel, die es reinzudrücken gilt. Der Letzte Genuss ist gut 2 Jahre her, weshalb ich mich mehr, als dusselig anstellte und zu allem Überfluss sprudelte alles über und ich habe erstmal eine riesen Sauerei hinterlassen. Diese Ausländer aber auch immer...


Nach zu vielen Entschuldigungen wurden wir ohne ein Lächeln verabschiedet und machten uns auf den Weg zur nächsten Station, dem Shuurakuen. Der Park war klein, aber fein - nur der Regen war ein wenig störend.
























So langsam wurde es auch später und besagte Festlichkeiten müssten ja auch mal langsam anfangen, weshalb wir uns entschlossen haben, als nächstes einen der örtlichen Tempel aufzusuchen. Dort angekommen kam die erschütternde Offenbarung: Auch wenn der Flyer sagt, dass das Herbstfest heute stattfindet, ist es in Wirklichkeit erst am nächsten Tag. Trotz des herben Rückschlags ließen wir es uns nicht nehmen das Gelände zu erkunden. Angefangen bei dem kleinen Brunnen mit seinem kleinen Reinigungsritual, Hände waschen und Mund ausspülen, bis hin zu den kleinen anderen Sachen hinterm Tempel. Nur rein durften wir nicht, da halt die Vorbereitungen für das morgige Herbstfest im Gange waren.


















Nachdem wir also ein weiteres Mal hinters Licht geführt worden sind, entschieden wir uns für die Flucht nach Hinten. Mit etwas Glück wären wir in der Lage gewesen, einen Zug früher als geplant zu nehmen, wenn wir zum Bahnhof rennen - und somit rannten wir um unser Leben.

Geschafft vom Tag und der Enttäuschung traten wir die Heimreise an. Es hätte bestimmt besser laufen können, jedoch war es für den ersten Ausflug doch ein spaßiger Samstag.